Handverlesener Tee


Teekenner auf Schatzsuche


Im Mai beginnt mit der sechswöchigen Erntezeit des „second flush“ auch die alljährliche Hochsaison des Tee-Einkaufs von Thiele & Freese. Es gilt ab nun aus hunderten von verschiedenen Mustern, die tagtäglich per Kurier bei uns eintreffen, die Besten der Besten ausfindig zu machen.

Eine anspruchsvolle Aufgabe, die traditionell der Inhaber persönlich übernimmt. Erfahrung, Feingefühl, Kreativität und Beharrlichkeit zählen zu den kostbaren Tugenden, die man bei der sinnlichen Suche nach Teeschätzen benötigt.

Ab nun ist Eile geboten, denn im kleinen, weltweiten Spitzenteehandel gilt die Regel „first come, first serve“. So folgt ein Aufguss dem nächsten mit bis zu 600 Tassen am Tag und taucht das Probierzimmer in eine schwüle, subtropische Zone.

Mit wachen Sinnen werden die trockenen Teemuster blind begutachtet, um eine neutrale Einschätzung zu ermöglichen. Wie in in einem wundersamen Fluss wird dann an jeder einzelnen Infusion – dem nassen Blattgut – gerochen und dann der heiße Aufguss verkostet.

Wenn der Künstler erwacht

Sobald Franz Thiele mit Tee in Berührung kommt, erwacht der feinfühlige Künstler in ihm. Inspiriert von den Geschmacksnuancen entsteht sofort ein Gefühl zum Tee, das er über Sprachbilder der Orchestermusik in einen geschmacklichen Ausdruck bringt.

Der kreative Vergleich mit Musikern, ihren Instrumenten und Partien ermöglicht ihm in einer Fülle an Einzelstücken diejenigen zu finden, die für die spätere Tee-Komposition benötigt werden. Als Komponist muss er dabei darauf achten, das Orchester gut zu organisieren. Jeder Musiker muss dem hohen THIELE TEE Anspruch entsprechen, aber auch gleichwertig ersetzt werden können. Nur so lässt sich sicherstellen, dass aus einer Vielzahl an Partien das Endergebnis immer ein beständiger Gleichklang ist.

Als ein wunderbares Solo für eine Piccoloflöte, die mit ihrem feinaromatischen Spiel glänzende Akzente setzt, eignet sich zum Beispiel ein blumig duftiger, lebendiger Tee. Ein Tee mit markant aromatischem Tiefgang hingegen übernimmt mit seinem vollen Klangkörper eine tragende Rolle - die Oboe spielt im Hintergrund des Arrangements.

Meisterschaftliche Wahl

Nach einem sich wiederholenden Prozedere wird Tee über Tee verkostet und verglichen. Sobald ein Tee wirklich begeistert, wird umgehend ein Gebot direkt beim Produzenten in Indien platziert, denn die erlesenen Blätter sind begehrt. Das Resümee des Tages wartet mit vielen hundert verkosteten Tassen Tee und einer nur kleinen gekauften Auswahl an handverlesenen Spitzentees auf.

Der Anspruch an höchste Qualität mit einem gleichbleibenden Geschmackserlebnis liegt allen Entscheidungen zugrunde. Je nach Wetterbedingungen und Verarbeitung kann der Tee von Tag zu Tag in Geschmack und Qualität variieren, auch wenn er aus ein und demselben Garten stammt. Hinzukommt, dass weltweit nur eine sehr überschaubare Menge an erstklassigen Tees zur Verfügung steht.

All dies bedeutet, dass für unsere Orchester-Mischungen viele Einzelmusiker spielen, um die Aufführungen für ein ganzes Jahr sicherzustellen. In nur sechs Wochen des Jahres besteht die Anforderung darin, täglich neu zu verkosten und zu entscheiden. Ein meisterliches Auswahlverfahren für bis zu eintausend einzelne Musiker, die Jahr für Jahr virtuosen Kompositionen dienen.

 

Die Komposition